pte20050823032 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Afrikas Fischindustrie in tiefer Krise

Nahrungsquelle von mehr als 200 Mio. Menschen bedroht


Abuja/Nigeria (pte032/23.08.2005/15:07) Afrikas Fischfangindustrie steckt in einer tiefen Krise: Mehr als 200 Mio. Menschen am schwarzen Kontinent ernähren sich von Fisch, mehr als zehn Mio. arbeiten in diesem Industriezweig, der jährlich Exporte von mehr als 2,7 Mrd. Dollar einbringt. Lösungen sollen beim New Partnership for African Devolopment NEPAD-Meeting http://www.nepad.org "Fish For All Summit" http://www.fishforall.org , das derzeit in Abuja/Nigeria, stattfindet gefunden werden.

Im Zentrum der Gespräche steht vor allem die nachhaltige Nutzung der afrikanischen Gewässer, die von zunehmender Überfischung bedroht sind. Als einzige Möglichkeit diesem Schwund entgegenzuwirken, sehen Experten die Errichtung von Aquakulturen für die Fischzucht. Um mindestens 20 Prozent muss die Zahl der derzeitigen Aquakulturen steigen, um den Bedarf zu decken. Kommerzieller Landbau trägt dazu bei, dass Nahrungsquellen zu stark ausgebeutet wurden. Darüber hinaus bedeutet dies eine Gefahr für die Umwelt.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Erträge aus dem Fischfang signifikant nach unten gegangen. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass kleine Fischfarmen den Bedarf in Zukunft decken könnten. "Wir sprechen hier von Fischteichen, nicht Fischfarmen wie man sie von Schottland her kennt", so Patrick Dugan vom World Fish Center http://www.worldfishcenter.org gegenüber der Financial Times.

"Das ist wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben", kritisiert Nina Thülln, Meeresbiologin von Greenpeace-Österreich http://www.greenpeace.at im Interview mit pressetext den Vorschlag. Es gebe nur eine einzige Lösung: Den Proteinverbrauch in der EU hinunterzuschrauben und nachhaltig zu befischen. "Die EU-Fischfangflotten fischen in den Gewässern vor Afrika. Damit machen sich die Europäer mitschuldig an der Misere", erklärt die Expertin. Aquakulturen sind in den meisten Fällen nicht nachhaltig, sondern zerstören die Umwelt. Die Wissenschaftlerin erinnert an die Shrimpsfarmen in Mittelamerika und in Ostasien. "Dort wurden wertvolle und schützende Mangrovenwälder für Shrimpsfarmen gerodet". Hinzu komme noch, dass Shrimps Proteinfresser sind, sie also mit Fischpellets gefüttert werden. "auch wenn sich die Situation gebessert hat, verbrauchen solche Aquakulturen immer noch viel zu viel Fläche."

Thüllen beurteilt die Lage der globalen Fischerei gegenüber pressetext äußerst kritisch. Es sei nicht einzusehen, wie sich französische Fischer über Kabeljau-Fangquoten aufregen. "Es ist seltsam, wie sich diese Menschen selbst das Wasser abgraben." Wie absurd der Handel mit Fisch global aussieht, beschreibt die Umweltexpertin mit dem Beispiel des Fischmarktes in Tokio. "Dort werden spanische Tunfische, die gefroren über Nacht im Flugzeug nach Japan geflogen werden, als fangfrische Fische verkauft. Bezahlt werden dafür Höchstpreise", so Thülln. Ein 600-Kilogramm schwerer Tun bringt auf den japanischen Markt bis zu 100.000 Dollar. (pte berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050428051 und http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050606002 )

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