pte20080126012 Unternehmen/Wirtschaft, Sport/Events

Public Eye Awards brandmarken verantwortungslose Unternehmen

Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum zeigt Missstände auf


Der Public Eye Award (Foto: publiceye.ch)
Der Public Eye Award (Foto: publiceye.ch)

Davos (pte012/26.01.2008/13:40) Parallel zum diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos hat die 'Erklärung von Bern' (EvB) http://www.evb.ch erneut die bei Wirtschaftsbossen eher unbeliebten Public Eye Awards http://www.publiceye.ch vergeben. Dafür werden Unternehmen berücksichtigt, die durch unverantwortliches Konzernverhalten auf sich aufmerksam machen und vom 'Public Eye' kritisch beobachtet werden. "Wir wollen damit unternehmerische Verantwortungslosigkeiten aufzeigen, die von der breiten Öffentlichkeit ansonsten oft unbemerkt blieben. Kriterien für eine Award-Nominierung sind die Tragweite und die exemplarische Natur des Vergehens", erklärt Oliver Claasen, Mediensprecher der EvB und Koordinator der Public Eye Awards, im Gespräch mit pressetext.

In diesem Jahr ging der Global Award an die französische AREVA-Gruppe und der Public Eye Swiss Award an Glencore International. "Die Public Eye Awards präsentieren konkrete Fälle der Unverantwortlichkeit von Großkonzernen. Gleichzeitig bilden sie einen gewollten Gegenpol zum Weltwirtschaftsforum in Davos", unterstreicht Claasen die Notwendigkeit der unternehmenskritischen Veranstaltung. Zusätzlich wird bei der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum jährlich ein Public Eye Positive Award für das vorbildlichste Unternehmen vergeben. 2008 ging dieser an den Hess Naturtextilienvertrieb, der sich gegen industrialisierten und zerstörerischen Rohstoffanbau ausspricht.

Die Preisträgerin des Global Awards 2008, die AREVA-Gruppe aus Frankreich, gehört dem französischen Staat bzw. ist der dortigen Atomenergiebehörde zugehörig und baut seit rund 40 Jahren in der Republik Niger Uran ab. Den Public Eye Award erhält das Nukleartechnik-Unternehmen hauptsächlich für beabsichtigte Fehldiagnosen der dortigen Minenarbeiter in konzerneigenen Spitälern. Statt Krebs, der zumeist durch radioaktive Strahlung hervorgerufen wird, sollen den Mitarbeitern Krankheiten wie Malaria oder Aids diagnostiziert werden, um die Behandlungskosten nicht tragen zu müssen. Die Minenarbeiter und ihre Familien seien mangelhaft über die Gesundheitsrisiken des Uranabbaus informiert. Handlungsbedarf bestehe außerdem beim nötigen Umweltschutz durch AREVA. Das Gebiet, Luft, Wasser und Boden um die Minen seien verseucht und man lagere radioaktives Material unter freiem Himmel.

Der Public Eye Swiss Award geht an Rohstoffproduzent und -händler Glencore International. Beispielhaft für den undurchschaubaren Öl- und Kohleproduzenten seien skrupellose Arbeitsbedingungen. Das Unternehmen ist in 40 verschiedenen Ländern vertreten. In Kolumbien ist Glencore mit Kohleabbau beschäftigt. Dort seien massive Umweltverschmutzungen durch die mangelhafte Erfüllung von Umweltauflagen verursacht und damit die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet. Flüsse, die die Bevölkerung zuvor mit Trinkwasser versorgt hatten, seien durch die Arbeiten unterbrochen und umgeleitet worden. Darüber hinaus steht die Konzernleitung im Konflikt mit der Gewerkschaft: Glencore habe Arbeiter entlassen, die sich zu organisieren versuchten, was auf gewerkschaftsfeindliches Verhalten schließen lässt.

Seit 2005 finden sich in der 'Hall of Shame' der Awards Konzerne wie Walmart, die Citigroup, Walt Disney, Bridgestone oder Novartis. Die verschiedenen Preisträger hatten es verabsäumt, ihre Unternehmensverantwortung wahrzunehmen. "Die CEOs holen sich die Awards nur selten ab", scherzt Claasen. "Wir erhalten verschiedene Reaktionen auf unsere Einladungen und Preisträgerinformationen, meistens erhalten wir aber eine formlose Absage und werden totgeschwiegen. Viel wichtiger ist uns aber die Anwesenheit jener Laudatoren, die von den Aktionen der Unternehmen direkt betroffen sind, womit bei der Verleihung der Preise immer Augenzeugen anwesend sind", heißt es vom Award-Koordinator.

Nominiert werden die potentiellen Preisträger durch verschiedene soziale und Umweltschutzorganisationen, wie zum Beispiel Greenpeace. Auf die diesjährigen Preisträger hatten die Schweizerische Energie-Stiftung (Global Award) und die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien und Multiwatch (Swiss Award) aufmerksam gemacht. In einem knapp zweiwöchigen Voting kürten über 12.000 Personen die unverantwortlichsten Unternehmen. "Die Public Eye Awards bestehen zum Einen aus dem Publikumspreis. Darüber hinaus wird eine Fachjury gebildet, die aus Experten für Fachgebiete wie Arbeitsrecht, Menschenrecht, Ökologie oder Ökonomie besteht und ebenfalls Preise vergibt" erklärt Claasen die Formalitäten der Veranstaltung.

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