pte20080717029 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Passivrauchen fördert Asthma bei Kindern

Feinstaubschleuder Zigarette: Grenzwerte um Faktor zehn überschritten


Dr. Manfred Neuberger (Foto: A. Rauchenberger/Fotodienst.at)
Dr. Manfred Neuberger (Foto: A. Rauchenberger/Fotodienst.at)

Wien (pte029/17.07.2008/13:51) Kinder reagieren besonders sensibel auf Umweltbelastungen. Vor allem bei Erkrankungen der Atemwege spielen diese Belastungen eine zunehmend wichtige Rolle. Asthma bronchiale gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. "Bereits zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Österreich leiden an dieser entzündlichen Atemwegserkrankung", wie Manfred Neuberger, Ordinarius für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien http://www.univie.ac.at/umwelthygiene , im pressetext-Interview erklärt. Eine der Hauptursachen für die Zunahme der Erkrankungen spielt das Rauchverhalten der Eltern - und das schon von der Schwangerschaft an.

"Wir konnten in einer multizentrischen Studie an 53.879 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren feststellen, wie sehr Gifte aus der Zigarette über die Placenta auf das Ungeborene wirken. Praenatales Passivrauchen erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer schlechten Lungenfunktion um 31 bis 40 Prozent", so der Experte. "Die Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft geraucht haben, weisen deutlich weniger Lungenbläschen auf." Nikotin und andere Schadstoffe führen zu einem verzögerten Wachstum der Lungenfunktion und einer erhöhten Asthmaneigung. "Selbst wenn nach der Geburt die Mutter zum Rauchen aufhört, bleiben diese Schäden bestehen", erklärt der Mediziner. Mit der Zahl der Raucher im Haushalt nehme die Krankheitshäufigkeit der Kinder zu. "Bei bereits bestehendem Asthma kommt es durch das Passivrauchen zu Rückfällen und bei schweren Fällen kann sogar ein lebensbedrohlicher Asthmaanfall ausgelöst werden", erklärt der Mediziner.

"Rauchen in der Schwangerschaft hat die stärksten und nachhaltigsten Wirkungen auf Kinderasthma sowie auf Symptome wie Giemen und nächtlichem Husten. Aber auch nach der Geburt schädigen die Zigaretten der Eltern das Kind", so der Mediziner. Ein weiterer Faktor für das Risiko an Asthma zu erkranken, ist die Exposition mit Feinstäuben. "In einer Studie in Linz konnten wir zeigen, dass immer wenn die Feinstaubbelastung in der Stadt anstieg auch die Atemnot bzw. nächtlicher Husten bei Asthmakindern zunahm. Man muss allerdings deutlich hervorheben, dass die schlimmste Feinstaubbelastung jene von Tabakrauch ist", betont Neuberger. "Schon drei Zigaretten in einem Raum sorgen für eine Grenzwertüberschreitung um das zehnfache." Untersuchungen in einem Auto in der "Feinstaubhochburg" Graz hätten gezeigt, dass selbst bei Feinstaubbelastungen von 50 bis 70 Mikrogramm pro Kubikmeter im Stadtbereich, eine bei offenem Fenster gerauchte Zigarette, die Werte sofort auf über 1.000 Mikrogramm nach oben schnellen lassen.

"Neben Passivrauchen und den Autoabgasen wurde eine Zunahme von Asthma bei Kindern auch mit der Wohnhygiene in Zusammenhang gebracht", bestätigt der Experte. In der ehemaligen DDR sei Asthma selten gewesen. "Kinder waren durch eine hohe Durchimpfungsrate vor gefährlichen Infektionskrankheiten geschützt, aber nicht jeder Virusinfekt wurde gleich mit Antibiotika behandelt." Das Immunsystem wurde im Kindergarten schon früh mit banalen Infekten trainiert. "Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass sogar schwangere Bäuerinnen ihren Kindern ein gestärktes Immunsystem weitergeben", erklärt der Fachmann. Andere Studien machten deutlich, dass Kinder mit mehreren Geschwistern oder jene, die früh in Kindergärten kommen, ebenso ein Training des Immunsystems erfahren. "Es ist wichtig das Kind nicht unter einen Glassturz zu stellen, um das Immunsystem zu stärken", so Neuberger abschließend im pressetext-Interview.

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