pte20090212032 Politik/Recht, Kultur/Lifestyle

Behinderte fordern mehr Einbezug in Gesellschaft

Fehlende Selbstbestimmung als großes Problem


Menschen werden oft erst durch Trennung von der Gesellschaft behindert (Foto: pixelio.de/Lanznaster)
Menschen werden oft erst durch Trennung von der Gesellschaft behindert (Foto: pixelio.de/Lanznaster)

Berlin (pte032/12.02.2009/13:55) Nur gesellschaftliches Umdenken kann die Barrieren überwinden, denen Menschen mit Behinderungen täglich ausgesetzt sind. Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer eines viertägigen Kongresses des Bundesverbandes Evangelische Behindertenhilfe (BEB) http://www.beb-ev.de , der gestern, Mittwoch, in Rheinsberg bei Berlin zu Ende gegangen ist. Anlässlich des Superwahljahres 2009 in Deutschland formulierten die Kongressteilnehmer Forderungen, die sie Mitgliedern des deutschen Bundestages vorstellten und den behindertenpolitischen Sprechern aller Parteien überreichten. Zahlreiche Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen wurden dabei sichtbar.

"Barrieren im Kopf sind schwerer abzusenken als Bordsteine", gab eine Kongressteilnehmerin die Alltagserfahrungen von Menschen mit Behinderungen treffend wieder. "Bei diesen Barrieren geht es immer auch um Vorurteile im Umgang mit den Betroffenen ", erklärt Thomas Schneider, Pressesprecher des Bundesverbandes, im pressetext-Interview. Der Beginn sei bereits bei Sprache und Schrift zu finden, wenn etwa Nachrichtentexte viele Fremdwörter enthalten oder behördliche Schreiben wie die Steuererklärung kaum verständlich formuliert sind. Das führe dazu, dass Menschen mit Behinderungen schnell ausgegrenzt und nicht gleichberechtigt behandelt würden.

Auch auf Seiten des Gesetzgebers gebe es Handlungsbedarf. Wenn etwa Menschen mit geistigen Behinderungen ihre Rechte nicht persönlich, sondern nur über einen gesetzlichen Vertreter wahrnehmen, könne dies in vielen Fällen durch eine entsprechende Assistenz doch ermöglicht werden. In eine ähnliche Richtung geht auch die Diskussion unter Behindertenvertretern um das persönliche Budget. "Seit dem Vorjahr haben alle Menschen mit Behinderungen einen Anspruch auf eine bestimmte Geldsumme, die ihnen persönlich ausbezahlt wird statt den Einrichtungen zuzugehen. Die Entscheidung, welche Leistungen der Betroffene in Anspruch nimmt, liegt damit bei ihm, was seine Integration und Selbstbestimmung stärken kann. Doch zu selten wird dieser Anspruch bisher auch umgesetzt", so Schneider. Ein Umdenken im Kopf sei in allen Bereichen nötig, zitiert er die Forderung der Kongressteilnehmer.

Eine neue Diskussionsgrundlage bringt das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, das seit Jahresbeginn auch in Deutschland geltendes Recht ist. "Ihr zentrales Leitbild ist das der Einbeziehung. Darunter versteht die UNO, dass Menschen mit Behinderungen schon von Anfang an gemeinsam statt getrennt von der Gesellschaft leben und nicht erst in einem späteren Prozess integriert werden müssen", verdeutlicht der BEB-Sprecher. Das habe etwa für das Schulsystem große Auswirkungen. "Wir besitzen in Deutschland ein ausgeprägtes Förder- und Sonderschulsystem. Dieses zeichnet jedoch den weiteren Lebensweg der hier Ausgebildeten schon deutlich vor. Chancen auf eine Anstellung erhalten sie dann oftmals nur in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Der gemeinsame Unterricht vom Kindergartenalter würde dazu beitragen, dass hier Begegnungen geschaffen, Vorurteile abgebaut und Chancen eröffnet werden", so Schneider abschließend zu pressetext.

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