pte20091002004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Klimawandel raubt Vögeln Lebensraum

Wattenmeer und Lebensräume im Hochgebirge verschwinden


Die Küstenseeschwalbe leidet unter der zunehmenden Verwüstung Afrikas (Foto: Peter Buchner)
Die Küstenseeschwalbe leidet unter der zunehmenden Verwüstung Afrikas (Foto: Peter Buchner)

Pörtschach (pte004/02.10.2009/06:10) Der Klimawandel wirkt sich bereits heute deutlich auf die Vogelwelt aus, in positiver wie auch negativer Hinsicht. Diesem Umstand widmet sich die internationale Tagung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) http://www.do-g.de , die derzeit in Pörtschach stattfindet. Vogelkundler aus Deutschland und anderen Ländern diskutieren über den aktuellen Forschungsstand ihrer Zunft und tauschen sich über Beobachtungs- und Schutzprogramme wie etwa die Beringung von Zugvögeln bei der Alpenüberquerung aus. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Reaktion der Vogelwelt auf die aktuellen klimatischen Veränderungen.

"Schlecht bekommt die globale Erwärmung besonders den Vögeln, die in extremen Lebensräumen wohnen wie etwa in den Alpen oder am Meer sowie den Langstrecken-Zugvögeln", erklärt Josef Feldner, Tagungsteilnehmer und Vogelexperte bei Birdlife Österreich http://www.birdlife.at im pressetext-Interview. Schneebedeckte Lagen, auf die Hochgebirgsvögel wie der Schneefink angewiesen sind, werden knapp und auch beim Alpenschneehuhn hat sich der Bestand laut Schweizer Studien um ein Drittel dezimiert. Für Küstenvögel wie die Bewohner des Wattenmeeres könnten die steigenden Meeresspiegel zum Verhängnis werden. "Sibirische Zugvögel machen hier Zwischenstopp auf ihrer langen Reise. Fällt diese Tankstelle weg, ist das für die Tiere lebensbedrohlich." Laut Aussagen von DO-G-Präsident Franz Bairlein könnte das Wattenmeer sogar ganz verloren gehen. Gefährlich ist auch der Verlust bisheriger Winterquartiere in Afrika durch Verwüstung weiter Landstriche und Wassermangel, der etwa Mauersegler und Teichrohrsänger betrifft.

Andere Vögel profitieren hingegen von der Temperaturverschiebung. "Das sind in Zentraleuropa einerseits 'Allerweltsvögel', die früher brüten und später abfliegen. Doch auch Zugvögel gehören dazu, die bisher ihr Winterquartier im Mittelmeerraum aufschlugen und jetzt selbst im Winter auch hier genug Nahrung finden und nicht mehr ziehen müssen", so Feldner. Der Hausrotschwanz etwa habe seine Genetik in kurzer Zeit dermaßen geändert, dass er zum Standvogel geworden ist und auch in den kälteren Monaten in seinem Sommerquartier bleibt. "Das bringt ihm den Vorteil, im Frühling als erster im Revier zu sein."

Das Nachsehen haben allerdings oft genau die Arten, die ohnehin selten oder bedroht sind. Verschärft wird das Problem durch die Bejagung geschützter Vogelarten, die etwa in Österreich im Zunehmen sei. "Es gibt Vogelschutz-Richtlinien, die jedoch häufig durch Verordnungen umgangen werden, die allein dem Freizeitvergnügen der Jäger dienen sollen. So werden etwa Rauhfußhühner, Waldschnepfen und Ringeltauben auch in Frühlingszeiten gejagt, wenn sich die Bestände ohnehin auf einem Minimum bewegen", kritisiert der Birdlife-Experte. Problematisch seien auch Windkraftanlagen in Einflugschneisen von Zugvögeln, deren Gefährlichkeit für Vögel jedoch erst wissenschaftlich erhoben werden müsse.

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