pts20050420062 Politik/Recht

Gewerbeverein: Warum siehst du den Splitter im Auge des Arbeitnehmers,....

......aber den Golfball in deinem Auge bemerkst du nicht? Du Heuchler!


Wien (pts062/20.04.2005/23:21) Herumfliegende Sektkorken, Squash- oder Golfbälle sind eine größere Gefahr für das Augenlicht der Deutschen als zum Beispiel Splitter vom Sägen und Hacken von Holz. Das ergab eine Untersuchung der Universitätsklinik Erlangen, für die 417 Augenverletzungen untersucht worden waren. Ein Augenarzt an der Klinik protokollierte "45-mal als Ursache zurückschnellende Äste, 29-mal Squash-, Minigolf- und Golfbälle und 27-mal Sektkorken". Früher seien dagegen Unfälle mit Holzsplittern wesentlich häufiger gewesen. Dies bestätigt einmal mehr einen längst bekannten Trend vom Arbeits- zum Freizeitunfall - nicht nur - bei den Augenverletzungen - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Dabei werden Unfallfolgen-Behandlungen überwiegend über die gesetzliche Unfallversicherung von Arbeitgebern bezahlt. Wobei der ÖGV die professionelle Führung der für Unfälle im Wesentlichen zuständigen AUVA und die Exzellenz ihrer diversen Einrichtungen von Heilbehandlung über Rehabilitation bis hin zur Forschung jedenfalls für dieses Land als unverzichtbare Vorzeigestruktur sieht. Da können sich die anderen öffentlich-rechtlichen Versicherungsträger in Österreich etwas abschauen!

Der Drall weg vom Arbeitsunfall hin zum Freizeitunfall hat viele Ursachen. Die Vorsorge in den Unternehmen - auch Dank der Präventionsprogramme der AUVA - hat neben dem noch stärkeren Verantwortungsbewusstsein des Arbeitgebers für seine Mitarbeiter eindeutig zur markanten Verringerung der Anzahl von Betriebsunfällen geführt. Das sollte auch jeder bedenken, der Pfuscher beschäftigt, die einem viel höherem Arbeitsunfallrisiko ausgesetzt sind!

Die Unfälle mit Sektkorken werden in Deutschland mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Verbindung gebracht - in Österreich läuft der Trend parallel. Im internationalen Vergleich kann man damit sogar die Genussgewohnheiten und das Sicherheitsbewusstsein messen. Ein deutscher Experte bestätigt, dass "Deutschland einen unrühmlichen Spitzenplatz" belegt. "Diese Unfallart kommt hier hundertmal so häufig vor wie in den USA und immer noch zehnmal so häufig wie in Ungarn". Dennoch wird das Risiko in Deutschland verkannt. In den USA drucken die Hersteller Warnhinweise wie "Prevent Eye Injury" auf den Korken. So weit wollen wir es nicht kommen lassen! Es genügen die dümmlichen Warnhinweise auf Tabakwaren!

Allerdings bleiben die Fragen offen: Wann arbeiten wir noch in Österreich und warum zahlen die Kosten aller Unfälle in diesem Land überwiegend die Arbeitgeber? Diese Fragen - so der ÖGV - dürfen doch gestellt werden und sollten die Politik zum Nachdenken und Umlenken anregen!

In diesem Sinne haben wir uns aus gegebenem Anlass erlaubt, mit einem adaptierten biblischen Zitat einzuleiten und wünschen damit auch dem neuen Papst Benedikt XVI. ein erfolgreiches Pontifikat!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
|