pts20080521040 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Gesundheitsreform: Pharmawirtschaft kein Nein-Sager

Huber: Angebot zur Kassensanierung liegt schon lange vor


Wien (pts040/21.05.2008/16:46) "Entgegen der Wahrnehmung der Spitzenpolitik haben die Pharmaunternehmen (Hersteller, Vertriebsunternehmen und Großhandel) schon vor Monaten ein attraktives Angebot als ihren Beitrag zur Kassensanierung vorgelegt", stellt Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber klar. "Aber offensichtlich waren die Sozialpartner zu sehr mit dem Aufbau einer neuen SV-Holding und der Neuordnung ihrer Machtverhältnisse beschäftigt, um auf das konstruktive Angebot einzugehen." Wenn sich die Sozialpartner stattdessen mehr mit den Bedürfnissen der Patienten und dem natürlichen Wandel der Gesellschaft beschäftigt hätten, "wären ihnen auch die Steigerung von vier Millionen Arztkontakten letztes Jahr nicht 'unerklärlich'", so Huber.

Erstaunliches Engagement der Spitzenpolitik bei Aut idem

Erstaunt zeigt sich Huber über den Eifer, den die Spitzenpolitiker bei der Durchsetzung von Aut idem an den Tag legen. "Vor allem, wenn man bedenkt, dass die prognostizierten Einsparungen von 35 Millionen Euro deutlich geringer sind, als das Überbrückungsangebot von Seiten der Pharmawirtschaft für die Jahre 2008, 2009 und 2010 vorsieht". Auch erwecke das im Gesetzesentwurf prognostizierte Sparpotential von 35 Millionen Euro, das auf einer nicht veröffentlichten Studie basiert, nicht gerade Vertrauen.

Mit Gewalt durchgesetzt

"Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum Aut idem mit aller Gewalt durchgesetzt werden soll", sagt Huber. Es sei doch mittlerweile bekannt, dass die Fabrikabgabepreise für Medikamente in Österreich, immerhin dem viertreichsten Land Europas, 18,6 Prozent unter dem EU 15-Schnitt liegen. Zudem herrsche nirgends sonst in Europa ein derart striktes Preisregelungssystem, nach dem Originalpräparate nach Patentablauf auf das Preisniveau von Generika reduziert werden müssen.

Was heißt "funktionieren"?

"Wenn der einzige Grund für Aut idem sein 'Funktionieren' in 17 anderen EU-Ländern sein soll, dann soll die Politik auch so ehrlich sein und sagen, was sie mit 'funktionieren' meint", fordert Huber. In einigen EU-Ländern wie Deutschland und Großbritannien 'funktioniere' auch die freie Preisfestsetzung bei neuen Medikamenten oder der Verkauf von rezeptfreien Medikamenten in Drogerien und Supermärkten. "Aut idem 'funktioniert nicht' als Mengensteuerungssystem. Die Mengensteigerung bei Medikamenten erfolgt durch ein starkes Ansteigen der Bevölkerungsgruppe 60 +, die nahezu zwei Drittel aller medikamentösen Therapien erhält und die aufgrund ihrer lebenslang bezahlten Beiträge auch ein Recht darauf hat", so Huber.

Zwei-Klassen-Medizin anstelle bestmöglicher Versorgung

Die hohe Politik proklamiere mit Vorliebe die bestmögliche Versorgung der Patienten, vergesse aber, dass die große Zufriedenheit mit dem System letztlich auch auf das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zurückzuführen sei, findet Huber: "Aut idem ist der Weg in die Zwei-Klassen-Medizin, in der Patienten, wenn sie ihre gewohnte medikamentöse Therapie behalten wollen, in Zukunft draufzahlen müssen", prophezeit Huber.

(Ende)
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