pts20081117029 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Scheininnovation am Büchermarkt

Fragwürdiger Rundumschlag eines selbsternannten Experten


Wien (pts029/17.11.2008/14:59) Die Pharmig nimmt Stellung zu den Vorwürfen aus dem Buch "Korrupte Medizin" von Hans Weiss.

Zusammenarbeit von Ärzten und Pharmaunternehmen

Pharmig Generalsekretär Jan Oliver Huber weist den Vorwurf, die Pharmawirtschaft würde Ärzte korrumpieren, entschieden zurück: "Wir haben einen sehr klaren Verhaltenscodex, der auch die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und pharmazeutischen Unternehmen genau regelt. Nach diesen Regeln dürfen Leistungen nur auf Grundlage eines schriftlichen Vertrages erbracht werden, aus dem sich Leistung und Gegenleistung eindeutig ergeben und die Vergütung darf nur in Geld bestehen. Das ist sehr transparent. Die erfolgreiche Erforschung von Medikamenten ist ohne eine Zusammenarbeit von Medizinern und Pharmawirtschaft überhaupt nicht möglich. Beiden dann vorzuwerfen, dass sie diese Transparenz leben, grenzt an Zynismus. Wenn jemandem ein Fall mit Korruptionsbezug bekannt ist, soll er die Behörden einschalten und sich nicht in Andeutungen ergehen." In Österreich werden mehr als 85 Prozent der klinischen Studien von der Pharma-Industrie initiiert und finanziert. Die Forschungslandschaft in Österreich ist grundsätzlich gut ausgeprägt. Mit 14 Universitäten ist auch die universitäre Grundlagenforschung gesichert.

Forschung und Sicherheit

Die weltweit sehr restriktiven Rahmenbedingungen bei der Erforschung von Medikamenten garantieren ein hohes Maß an Sicherheit für Patienten. "Die Unterstellung, dass Pharmaunternehmen nur noch Nachahmerpräparate mit zweifelhafter Wirkung und bedenklichen Nebenwirkungen auf den Markt brächten, negiert völlig die Existenz von Zulassungsbehörden wie der europäischen EMEA oder der amerikanischen FDA. Diese Behörden prüfen jedes Medikament nach strengsten Kriterien auf Patientennutzen, Wirkweise und Sicherheit. Womit der Autor aber den Vogel abschießt, ist die Behauptung, dass die Zulassungsbehörden nicht objektiv wären, weil sie zu zwei Dritteln von der Pharmawirtschaft finanziert würden. Scheinbar ist ihm bei seiner Recherche nicht aufgefallen, dass die Pharmawirtschaft per Gesetz verpflichtet ist, die Gebühren der Zulassungsbehörden mitzufinanzieren. Ein Umstand, den die Pharmig bereits mehrfach kritisiert hat, weil eine Behörde eine hoheitliche Aufgabe wahrnimmt, die über Steuern zu finanzieren wäre", erklärt Huber.

Es dauert heute durchschnittlich 10 Jahre bis ein Medikament so weit entwickelt ist, dass es dem Patienten zur Verfügung steht. 10 Jahre Arbeit, in der es auch immer wieder Rückschläge gibt, und die ein sehr hohes finanzielles Risiko für jedes Pharmaunternehmen darstellen. Dazu Huber: "Der medizinische Fortschritt ist letztlich nur durch die Initiative und die Ressourcen von Pharmawirtschaft und Ärzten möglich. Dieser Fortschritt muss auch in einem wirtschaftlichen Kontext gesehen werden. Viele pharmazeutische Unternehmen sind an den Börsen gelistet und befinden sich im Wettbewerb um die Gunst der Aktionäre. Der Versuch, aus der Tatsache, dass mit Gesundheit Geld verdient wird, einen Vorwurf zu machen, lässt jeglichen Realitätsbezug vermissen. Scheinbar gibt es immer noch Leute, die ernsthaft glauben, dass eine verstaatlichte Medizin bessere Ergebnisse für die Patienten bringen würde."

Weihnachtsgeschäft

"Die scheinbare Unzufriedenheit eines vielleicht fiktiven Pharmareferenten, den der Autor gerade einmal einen Tag begleitet hat, als Sittenbild eines ganzen Berufsstandes darzustellen, disqualifiziert sich von selbst. Bei mir bleibt letztlich der Eindruck dass die einzige Scheininnovation dieses Buch ist. Der Autor hat es noch rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft platziert und möchte selbst gerne mit dem Thema Gesundheit eine Menge Geld verdienen", meint Huber abschließend.

(Ende)
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